Korrekturlese 3 – Grammatik, Rechtschreibung


Das Komma bei Höflichkeitsformen

Eine unscheinbare Maßnahme in der Rechtschreibung hilft Missverständnisse zu vermeiden, wo es um den zwischenmenschlichen Ton geht:
Das Wörtchen „bitte“ steht einfach so im Satz, wenn eine harmlose Aufforderung oder Frage höflich unterstrichen werden soll: „Der Nächste bitte“, „Bitte weitergehen“, „Halt das bitte mal“.

Eine Vielzahl von Emotionen wird dagegen spürbar, wenn das „bitte“ jeweils durch Komma abgetrennt ist:
„Wenn Sie alles besser wissen, bitte, warum machen Sie es dann nicht selbst?“, „Bitte, gehen Sie doch endlich weiter!“, „Halten Sie den Hund zurück, bitte!“
Hier ist meist das Ausrufezeichen der passende Abschluss.
Der Gebrauch mit oder ohne Komma ist auch beim Sprechen deutlich hörbar.  

 

Nützliche Bindestriche

Zur Schreibweise von Wörtern mit mehr als einem Bestandteil sieht man mittlerweile viele Varianten: Faschings-Zug, Faschings Zug, Faschings' Zug. Die Lösung ist einfach: Faschingszug. Gerade die Schreibweise mit Bindestrich hat sich sehr ausgebreitet, doch da man an einer solchen optischen Zäsur eine kurze Lese- und Denkpause macht, ist er sehr oft überflüssig und stört den Lesefluss.

Setzen sollte man ihn höchstens in wirklich unübersichtlichen oder kaum bekannten Wörtern: Die berühmte Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft steht sogar im Duden und der Hippanthropie-Therapie – also der Behandlung eines Menschen, der glaubt, ein Pferd zu sein – tut eine Unterteilung ebenfalls gut.

Nicht um einen Bindestrich herum kommen Sie, wenn Aneinanderreihungen ihn aus logischen Gründen erfordern.
Beispiel Preis-Leistungs-Verhältnis: Falsch wären sowohl Preisleistungs-Verhältnis, denn eine „Preisleistung“ gibt es nicht, als auch Preis-Leistungsverhältnis, denn ein „Leistungsverhältnis“, das das besondere Merkmal „Preis“ besitzt, ist auch nicht bekannt.
Weitere Beispiele: Gewinn-und-Verlust-Rechnung, Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Sankt-Josef(s)-Kirche, Mehrkorn-Quark-Brötchen (obwohl es auf dem Backwarenmarkt vielleicht sogar Mehrkorn-Quarkbrötchen gibt).

 

Die Anrede Sie

Dass Sie als Anrede großgeschrieben wird, ist bekannt. Im Eifer des Gefechts und wenn dieses Personalpronomen häufig vorkommt, wechselt man gern mal zur Kleinschreibung. Das Gleiche gilt für Ihnen und Ihr/-e/-n. Aber es geht auch umgekehrt, wie dieses Beispiel zeigt: „Die Menschen haben teilweise vor den Arbeitsämtern übernachtet, damit Sie rechtzeitig ihr Geld erhalten“ – schön wärs, aber auch unverfroren! Komisch wird der Satz dadurch, dass „sie“ falsch geschrieben ist und damit Sie als Leserin oder Leser angesprochen sind, mit dem korrekten „ihr“ dagegen die Arbeitslosen gemeint sind.
Enthält Ihr Text mehrmals das Wort „Sie“ und seine Abwandlungen, lesen Sie ihn zum Schluss am besten nochmals auf diese Wörter hin durch.

 

Unterfränk. Dialekt